Marionna Wellinger

von Marionna Wellinger

Leidenschaft Cassons

Die Sonne blinzelte hinter den Wolken hervor. Zum ersten Mal seit vielen Tagen konnte man die Bergspitzen wieder sehen. Mein Herz begann schneller zu schlagen und mit grossen Schritten sprintete ich zur Talstation. Dort angekommen, machte mein Herz einen grossen Sprung. Auf der Anzeigetafel stand: «ab sofort offen: Cassons».

Die Fahrt hinauf ins Tiefschneeparadies war herrlich. Das Alpenpanorama lichtete sich und man konnte immer weiter über die frisch verschneiten Bergspitzen hinwegsehen. Dann begann auch schon die Fahrt mit der kleinen Gondel, hinweg über Felswände und Plateaus. Leider zeigten sich keine Steinböcke.

Man erreichte die Bergstation und schon lief ich los, um die letzten Höhenmeter mit Fraueskraft zu absolvieren. Auf dem Grat angekommen, blies ein starker, sehr kalter Wind. Man spürte, wie klein man doch ist als Mensch in der gewaltigen Natur. Nun wählte ich meine Route: den grossen Südhang.

Es gibt viele Möglichkeiten und noch viel mehr Platz für alle freeridebegeisterten Wintersportler, Spuren in den Schnee zu ziehen. Meine Route war weniger steil, dafür sehr lang und noch unverspurt. Meine Freudenschreie bei meinen grossen, leidenschaftlichen Schwüngen durch den Neuschnee muss man bis ins Tal gehört haben! Bei der zweiten Abfahrt wählte ich eine ähnliche Linie, jedoch noch ein wenig westlicher. Man fühlt sich dem Himmel doch sehr nah, wenn man so auf dem Schnee schweben kann. Beim Dahingleiten sah ich die grossen Schneeschollen an mir vorbeirollen und dachte so für mich ‚die sehen ja aus wie eine Comic-Lawine‘. Nach ein paar weiteren Schwüngen sah ich jedoch, dass sich ein grosses Schneebrett gelöst hatte. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie brutal die Natur sein kann.

Den folgenden Tag verbrachte ich mit einem Hotelgast aus Holland. Seine Grossmutter war eine der ersten Hoteliers hier in Flims Waldhaus.

Wir haben beide den Tag am Berg sehr genossen. Obwol der Schnee durch die wärmende Sonne sehr schwer wurde, hielt uns nichts davon ab, noch weitere Spuren in den Cassonshang zu ziehen. Auch seine Enttäuschung war sehr gross, als er vernahm, dass dies vielleicht seine letzten Abfahrten vom Cassonsgrat sind. Im Winter 2013 soll wird der Betrieb der Cassonsbahn, der «Perle der Weissen Arena», eingestellt sein. Dies seien die Konsequenzen der niedrigen Frequenz der Bahn. Man muss noch anmerken, dass die Cassonsbahn die Menschen hochbringt zu dem UNESCO-Weltnaturerbe «Tektonikarena Sardona».

Für die Weisse Arena und Flims ist die UNESCO-Auszeichnung ein grosser Mehrwert. Wohl aber nicht genug, um die niedrig frequentierte, jedoch unvergleiochliche Bahn zu erneuern und die Bergfreunde weiterhin in der Nähe der «Tektonikarena Sardona» zu bringen. Der Verein «Pro Flims–Cassons» setzt sich für den Erhalt der Bahn ein. Ein grosses Dankeschön dem Verein. Es ist zu hoffen, dass er die nötigen Mittel beschaffen können, damit die Bahn uns Cassons-Begeisterten und allen, die sich gerne abseits der grossen Menschenmengen bewegen, erhalten bleibt.

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